Die mittelalterliche Glasherstellung
Glasmachen im Erzgebirge – hat es das überhaupt je
gegeben wird sich da mancher fragen angesichts der
viel bekannteren Traditionen im Bergbau, dem Klöppeln
und der Spielzeugherstellung.
Die Glaskunst des Erzgebirges erlebte im 16. und 17.
und teilweise noch im 18. Jahrhundert eine beachtliche
Blüte. Ihre Anfänge reichen zurück ins 13. Jahrhundert.
Trotzdem geriet dieses Gewerke hier fast völlig in
Vergessenheit im Gegensatz zu anderen „klassischen“
Glasregionen wie dem Thüringer oder Bayrischen Wald, der Lausitz oder Tschechien, wo es
eben noch präsent ist.
Warum vergaß man die Glasmacher und den Bergmann nicht, dessen Schaffenszeit ebenfalls nur noch Geschichte ist?
Hierauf gibt es sicherlich vielfältige Antworten.
Eine wesentliche erhält man, wenn man vergleicht, wie öffentlichkeitswirksam beide Berufsstände einst waren und noch sind. Glashütten
arbeiteten abseits von täglichen Geschehen, einst tief in den Wäldern und später in abseitigen Ortslagen. Meist waren sie die Stätten
gehüteter „Produktionsgeheimnisse“.
Der Bergmann hingegen stand ganz im Blickfeld der Öffentlichkeit. Seine Trachten, getragen bei den Bergparaden, waren jedermann
bekannt. Anlagen berg- und hüttenmännischen Schaffens kann man heute noch bewundern. Glashütten verfielen ungleich viel schneller.
Ihr Erhalt wurde nicht angestrebt. Selbst die Fachliteratur beschäftigte sich verhältnismäßig wenig mit dem erzgebirgischen Glasmachen.
Das große Waldsterben in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Erzgebirgskamm und die nachfolgende großräumige Aufforstung
brachten eine Wende in den Schwerpunkten der Forschungsarbeiten vor Ort, da bisher unberührte und vermutete Glasofenstandorte
bedroht waren. Archäologen aus dem Archäologischen Institut Most unter Leitung von Frau Dr. Eva Černá begannen Anfang der 80er
Jahre des vorigen Jahrhunderts mit systematischen Grabungen. Viele neue Erkenntnisse über die Ausstattung der Hütten und ihre
Beziehungen zueinander konnten gewonnen werden. Fast zur gleichen Zeit verschrieben sich auf deutscher Seite mehrere
Freizeitarchäologen dieser Thematik.
Im tschechischen Moldava, beginnt deshalb der „Glasmachersteig
Osterzgebirge“ und führt über Oberseiffenbach bis Neuhausen zum
Glashüttenmuseum. Um auch Familien mit Kindern zu erreichen, ist er
in 4 Teilrouten untergliedert. An den Einstiegen in die jeweiligen
Teilrouten stehen größere Hinweistafeln mit Routenverlauf und
Besonderheiten des Teilabschnittes. Analog des Pfades in Moldava
führt die Tour jeweils in die Nähe der einzelnen wiederge- fundenen
Standorte ehemaliger Glashütten. Dort erfährt der Wanderer auf einer
jeweils kleineren Tafel näheres über den betreffenden Standort. Als
„Wegemarkierung“ entlang des gesamten Pfades dient das Symbol
eines historischen Glases – ein sogenannter „Krautstrunk“ in grüner
Farbe auf orangenem Grund.